Feuchte Wände sind immer ein Symptom – erst die Ursache klären, dann sanieren. So gehen Sie systematisch vor:
Schnelle Sofortmaßnahmen
- Sichtbaren Schimmel bis ca. 0,5–1 m² selbst entfernen: 70–80 % Alkohol oder 3 % Wasserstoffperoxid, nicht auf porösen Flächen mit Chlor arbeiten. Tapeten/Gipskarton bei Durchwuchs entfernen. Schutz: Handschuhe, FFP2/3-Maske, Schutzbrille.
- Raumluft kurzfristig trocknen: Stoß-/Querlüften, gleichmäßig heizen (18–21 °C), Luftfeuchte mit Hygrometer auf 40–60 % halten. Bei Bedarf elektrischen Luftentfeuchter einsetzen.
- Möbel 5–10 cm von Außenwänden abrücken, keine Wäsche in Wohnräumen trocknen.
Ursache erkennen
- Muster beachten:
- Kondensationsfeuchte: Schimmel in Ecken/ hinter Möbeln, vor allem im Winter.
- Eindringende Feuchte: Nasse Flecken nach Regen, an Außenwänden, unter Fenstern, bei Rissen.
- Aufsteigende Feuchte: Erdgeschoss/Sockelbereich, typische “Wasserlinie” bis ca. 0,5–1 m, Ausblühungen/Salzkrusten, abplatzender Putz.
- Rohrleck: Lokaler ständig feuchter Fleck, oft warm, unabhängig vom Wetter.
- Alufolien-Test: 20×20 cm Folie dicht auf die Wand kleben (24–48 h).
- Kondensat auf Folienaußenseite = Raumluft-Problem.
- Feuchte hinter der Folie = Feuchte kommt aus der Wand.
- Prüfen: Dach/Attika, Dachrinnen/Fallrohre, Fensteranschlüsse, Fassade/Sockel, Geländegefälle, Risse, Wasserzähler (Leck?), Warmwasserleitungen.
- Messen/Beobachten: Hygrometer/Temperatur-Logger, einfache Feuchtemesser (relativ), ggf. Thermografie oder Leckortung.
Typische Ursachen und Lösungen
- Kondensationsfeuchte/Wärmebrücken
- Richtig lüften: 2–4× täglich 3–5 Minuten Stoß-/Querlüften, Bad/Küche mit Nachlaufventilatoren (Hygrostat ideal).
- Gleichmäßig heizen, nicht ganz auskühlen lassen.
- Wärmebrücken minimieren: Innendämmung an Problemstellen kapillaraktiv (Kalziumsilikat- oder Mineralschaumplatten), keine dampfdichten Tapeten/Latexfarben.
- Diffusionsoffene Materialien nutzen: Kalk- oder Silikatfarbe, Kalkputz.
- Entfeuchter als Hilfe, aber Ursache (Lüftung/Heizung/Brücke) lösen.
2. Eindringende Feuchte (Schlagregen/undichte Anschlüsse)
- Außen instand setzen: Risse schließen, Fensterbänke/Anschlüsse abdichten, Putz/Fassade erneuern, Dach/Traufen/Rinnen reparieren.
- Sockel und Spritzwasserzone abdichten, Geländegefälle vom Haus weg, Spritzschutzstreifen.
- Bei Kellerwänden: Außenabdichtung (nach DIN 18533), ggf. Perimeterdrainage. Innen-„Tanking“ (Dichtschlämme + Sanierputz) nur, wenn Außensanierung nicht möglich ist.
3. Aufsteigende Feuchte (defekte/fehlende Horizontalsperre)
- Fachgerecht sanieren: Horizontalsperre nachrüsten (z. B. Injektionscreme Silan/Siloxan) oder mechanische Sperre (Sägeverfahren – nur vom Profi).
- Salzbelasteten Putz vollständig bis über die Schadenszone entfernen, Sanierputzsystem und diffusionsoffene Farbe aufbringen.
- Sockelabdichtung und Bodenanschluss prüfen/ertüchtigen.
4. Rohrleckagen
- Wasserzähler prüfen (Verbrauch bei geschlossenen Entnahmestellen), Wärmebild/Feuchtebild, Geräusche.
- Leckortungsfirma/Installateur beauftragen, Schaden an Versicherung melden.
- Professionelle Bautrocknung mit Gebläse/Entfeuchtern, erst dann wieder aufbauen.
Keller richtig lüften
- Im Sommer nur lüften, wenn die Außenluft kühler/trockener ist als die Kellerluft (sonst kondensiert Feuchte an kalten Wänden). Hygrostatgesteuerte Lüfter sind hilfreich.
Sanierung und Materialien
- Poröse, kontaminierte Materialien (Tapeten, Gipskarton, bröseliger Putz) entfernen und entsorgen.
- Diffusionsoffene, alkalische Systeme verwenden: Kalkputz, Sanierputz bei Salz, Kalk-/Silikatfarbe.
- Keine dichten Anstriche/Beläge, keine „Anti-Schimmel“-Farben mit Bioziden als Dauerlösung.
Wann Fachleute hinzuziehen
- Unklare Ursache, wiederkehrende Feuchte, aufsteigende Feuchte, größere Schimmelflächen (>1 m²), tragende Bauteile betroffen, starke Salz-/Putzschäden, Kelleraußenabdichtungen.
- Für genaue Feuchte-/Salzanalytik: Baudiagnostik (Labor/Gravimetrie), Thermografie, Leckortung.
Praktischer 10‑Tage‑Plan
- Hygrometer besorgen, Luftfeuchte auf 40–60 % bringen (Lüften/Heizen/Entfeuchter).
- Alufolien-Test und Fotodokumentation mit Datum.
- Dach, Rinnen, Fallrohre, Fensterbänke, Fassade/Sockel und Geländegefälle prüfen.
- Möbel abrücken, dichte Tapeten/Latexfarben als Risikofaktor notieren.
- Bei Verdacht auf Leck: sofort Installateur/Leckorter.
- Bei Sockelfeuchte/Salz: Angebot für Horizontalsperre/Sockelsanierung einholen.
- Kleine Schimmelflächen fachgerecht reinigen; stark geschädigten Putz abschnittsweise entfernen.
- Nach Trocknung: diffusionsoffen neu aufbauen (Kalk/Silikat, ggf. Kalziumsilikatplatten).
Hinweis für Mieter
- Feuchte/Schimmel schriftlich mit Fotos melden, eigenes Lüftungs-/Heizverhalten dokumentieren. Bauliche Ursachen sind Sache des Vermieters.